Kunst als Vermittlung

Welcher Denkansatz liegt dem SILO zugrunde?


Das SILO und die Kultivierung
des künstlerisch-kreativen Selbst:
Kunst als Vermittlung

Der mobile Projektraum Das SILO thematisiert – neben seiner bloßen Erscheinung als skulpturale Arbeit – die Kultivierung des künstlerisch-kreativen Selbst – entsprechend der beschriebenen Programmatik.

Um dies zu gewährleisten, bedarf es – egal ob als Produzent, oder als Rezipient – einer regelmäßigen Energiezufuhr und Pflege. Erinnert sei hier an das Wort „Kultur“ – sie wird nicht verwaltet, sie wird gepflegt, (vgl. lat. „colere“ – bewirtschaften, pflegen, verehren; cultus – was gepflegt worden sein wird.).

Künstlerische Arbeit entwickelt sich aus einem langfristigen, stabil kontinuierlichen Fundament kreativer Arbeit. Um diese ein Leben lang sichtbar zu machen, bedarf es der Etablierung professioneller Strategien. Interessanterweise spielt dabei die Organisation des Arbeitsraums eine wichtige Rolle. Diese „Homezone künstlerischer Arbeit“ bietet neben der entsprechenden Funktionalität gleichermaßen Raum für Inspiration und Rückzug und erlaubt damit dem Neuen einen Platz auf unterschiedlichen Ebenen: Physisch-greifbar, geistig-denkendend und sozial-gesellschaftlich.

Die Frage, ob nun ein Atelier vier Wände und eine Tür besitzen muss, um als ein solches zu gelten, oder ob es sich in anderweitig wandel- und wanderbarer Form präsentieren kann, beantwortet Das SILO sichtbar eindrücklich: Exemplarisch steht es für genau jenen künstlerischen „Produktions-Denk-Austausch-Ausstellungs-Betrachtungs-Rückzugs-Innovationsraum“, der sich über die Versorgung der eigenen Bedürfnisse hinaus bewegt – und damit auch andere bewegt.

Damit wird das SILO zu einem mobilen, befragbaren Gegenüber; es hält unerwartete und ungewöhnliche Sinnangebote bereit, bietet nicht nur physisch Raum, sondern öffnet damit auch einen emotionalen Raum. Es bringt die Präsenz des Künstlerischen in Ergänzung zum Pädagogischen in konkretes Tun und in ein Gleichgewicht, ohne das Künstlerische unterzuordnen. Diese „Kunst als Vermittlung“ öffnet für die Teilhabenden einen Weltzugang, welche die Wertschätzung des Poetischen gegenüber den analogen Logiken und impliziten Wissensformen in den Vordergrund stellt, pädagogisches Denken wird absichtslos behandelt, das „Miteinander passiert“.

Mai 2024, Karin Bergdolt